Web 2.0 Anwendungen und ihr Nutzen für die Unterstützung der universitären Lehre

Web 2.0 Anwendungen und ihr Nutzen für die Unterstützung der universitären Lehre

Der Hype um „Web 2.0“
Der Begriff Web 2.0 tauchte in den vergangenen Jahren ununterbrochen in den Medien auf. Er ist ein Sammelbegriff für die neuen Möglichkeiten des Webs nach dem Platzen der ersten Internetblase im Jahr 2000. Große Hoffnungen sind jetzt an das „neue Internet“ gebunden. Nutzer werden zu aktiven Teilnehmern. Sie bloggen, stellen Informationen über sich in das weltweite Netz, entwerfen und verbreiten Videos, oder andere multimediale Inhalte. Mittlerweile werfen Investoren und Werbetreibende wieder einen ernsthaften Blick auf das Internet. Denn die stärkere Einbindung des Publikums bietet neue Möglichkeiten: so werden z.B. Videowettbewerbe ausgeschrieben oder bestimmte Nutzerprofile in Social Communities gezielt angeworben. Nun schleicht sich der Gedanke des Web 2.0 langsam aber sicher auch in die deutschen Universitäten.


Wann kommt die Universität 2.0?
Studenten können mit den neuen Möglichkeiten im Netz kollaborieren, Lerninhalte erstelle, austauschen und Erfahrungen festhalten. Ist das in Zeiten knapper werdender Hörsaalplätze eine Alternative zum Gang an die Uni? Es kann zumindest eine Ergänzung sein. Ein Modell für eine solche Ergänzung des Präsenzstudiums durch Web 2.0
Anwendungen liefert das „Begleitstudium“ des Bachelor- Studiengangs „Medien und Kommunikation“ an der Universität Augsburg, das vor ca. einem Jahr eingeführt wurde.
Die Idee ist es, informelle studentische Projektgruppen, wie beispielsweise die Zusammenarbeit bei einem Campusradio oder als Mediatoren für studentische Probleme, an das Fachstudium heranzuführen. Somit sollen diese freiwilligen Kooperationen auch bei strafferen Studienplänen und nach Einführung des Credit-Point-Systems vor dem Aussterben bewahrt werden. Dies geschieht dadurch, dass den Studenten eine Internet-Portfolio- Plattform bereitgestellt wird, auf denen sie ein persönliches Profil anlegen. Ist dies geschehen, kann jeder Student eine Projektgruppe gründen z.B. „unser neues Studentenmagazin“ oder einer bereits bestehenden Gruppe beitreten. In dieser Gruppe können die Teilnehmer jetzt zusätzlich zu ihren Präsenzreffen online zusammenarbeiten und ihre Lern- und Arbeitserfahrungen festhalten. Auch Fragen an den Projektleiter können hier geklärt werden, oder man bearbeitet zusammen gemeinsame Dokumente (z.B. Artikel, Tabellen).

Die Gruppe bringt die Studenten – ganz nach dem Web 2.0-Gedanken – zur aktiven Zusammenarbeit und ist vielseitiger als bloßer E-Mail-Kontakt. Die dort gespeicherten Einträge bieten zudem eine Grundlage auf der die Studenten von Dozenten für ihr Engagement bewertet werden können. Freilich sind die bloßen Konversationen nur die Rohform dessen, was wirklich fachlich angerechnet werden kann. Die Erfahrungen müssen erst noch von den Teilnehmern in den persönlichen Blogs der Plattform reflektiert werden und schließlich mit Hilfe der eigenen Einträge auf die fachlichen Inhalte des Studiums zurückgeführt werden. Dies geschieht in einer am Ende des Semesters abgegebenen „Lerngeschichte“. So wird darin beispielsweise beschrieben, wie man einen Fragebogen für das Studentenradio erstellt hat und damit eine Umfrage durchführte. Hierbei sollen die Studenten einordnen wie dies in den Bereich „Methoden der Kommunikationswissenschaft“ passt, in dem er seine Leistung für das Begleitstudium angerechnet bekommen kann. Die fertige Lerngeschichte kann dann von einem Fachbetreuer/Dozenten (in diesem Fall) der Kommunikationswissenschaft nach fachlicher Qualität bewertet werden. Somit ist es möglich, die Zusammenarbeit in den Projektgruppen zu bewerten und dadurch die Leistung der Studenten für das Semester anzuerkennen. Wer drei Semester am Begleitstudium teilnimmt, und die Bereiche „wissenschaftliches“, „praktisches“ und „soziales“ Problemlösen durchläuft, erhält zusätzlich ein Zertifikat. Dies bescheinigt, dass er am freiwilligen „Begleitstudium Problemlösekompetenz“ teilgenommen hat.

Fazit
In Augsburg entsteht derzeit ein Modell, das die Vorteile der Web-2.0 Anwendungen für die Lehre zu nutzen sucht. Es ist ein Pilotversuch, bei dem noch nicht feststeht, wie gut er von den Studenten angenommen wird. Dem ersten Schritt in’s Web 2.0 müssen gezielte Evaluationen folgen, um die Qualität des Begleitstudiums zu sichern und auf bisher noch vorhanden Defizite (sowohl technisch als auch strukturell) einzugehen.

PhilipMeyer

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