Tagungsbericht: Medienpädagogik-Herbsttagung

Inhaltlich ließ das Tagungsmotto „Digital und vernetzt, Lernen heute” viel Spielraum, der auch genutzt wurde. Während der Donnerstag im Zeichen der Theoriebeiträge stand, versprach der Freitag empirische Beiträge, überwiegend aus dem schulischen und hochschulischen Kontext (übrigens mit vielen Projekten zu mobilem Lernen).
Stärker als bei der diesjährigen GMW-Tagung, die sich mit „Lernräumen” befasste, wurde die Leitmetapher des „Raumes” auch kritisch diskutiert, da sie zu der Vorstellung einer dichotomen Trennung zwischen On- und Offlinewelt verleite, die vielen Entwicklungsprojekten seit den 1990er Jahren zugrunde lag (und dem populären Verständnis eines Raumes entsprach, den man in Beckerscher Manier bewusst betritt). Heute jedoch könne diese Trennung, so wurde argumentiert, kaum noch aufrechterhalten werden. Mehrfach wurde für eine ökologisch-systemtheoretische Betrachtungsweise des Umgangs mit Medien plädiert, und der Begriff des „Kontexts” (bzw. auch mit C: „Context”) wurde ins Spiel gebracht. Da die sozialen Kontexte, in denen sich Menschen bewegen, individuell sehr verschieden seien, schrieben AutorInnen der Subjektzentrierung vortragsübergreifend eine hohe Bedeutung zu. Deutlich wurde unter anderem, dass die internationale Diskussion um „Personal Learning Environments” (PLE), die im Prinzip einer entsprechenden subjektzentrierten Sichtweise entspringt, im deutschen erziehungswissenschaftlichen Diskurs als eher technikgetrieben wahrgenommen wird. Insgesamt wurden Medien auf der Tagung häufig als „Ressource” interpretiert, die sich Lernende zunutze machen, um soziale Kontexte zu schaffen bzw. um dort zu partizipieren. Auch hier waren sich mehrere AutorInnen einig: Die produktiv-partizipative Auseinandersetzung mit Medienrealitäten ist eine Herausforderung, vor der Pädagogik und Didaktik in Zukunft verstärkt stehen werden.
Insgesamt war sie ein gelungenes „Abschiedsgeschenk”, diese Herbsttagung der DGfE, die unter dem Zeichen des Wechsels von Prof. Dr. Kerstin Mayrberger von Augsburg nach Hamburg stand. Das ist nicht zuletzt der konsequenten Organisation unter der koordinativen Leitung von Dr. Hanna Dürnberger zu verdanken. Auch die Beteiligung der wissenschaftlichen Community war dieses Mal überdurchschnittlich hoch, sodass viele ansprechende Vorträge ausgewählt werden konnten. Die 100 Plätze der Tagung waren demzufolge sehr schnell ausverkauft und das „Who-ist-Who” der deutschsprachigen Medienpädagogik und -didaktik meldete sich in Vorträgen und Fragerunden zu Wort. Dem informellen Austausch und den Nachfragen im Anschluss an die Vorträge war von der Tagungsleitung viel Raum eingeräumt worden. Fast immer kam es zu einer „zweiten Fragerunde”, die dann eine noch offenere und kritische Diskussion beförderte. Die zwei Postersessions (incl. DoktorandInnenforum) ermöglichten es, viele Projekte und Vorhaben zu integrieren, ohne die Tagung zu überfrachten. Die Neue Stadtbücherei Augsburg erwies sich als guter Gastgeber. Der helle und moderne, teilbare (!) Raum beförderte eine positive Atmosphäre. Negativ fiel lediglich auf, dass kein WLAN zur Verfügung stand und der Platz im Vorraum für die Pausen sehr knapp bemessen war.
Die Abstracts aller Beiträge stehen übrigens im Netz zum Download zur Verfügung. Dieser Tagungsbericht wurde auch auf www.e-teaching.org veröffentlicht.

Das Missverständnis mit den Blogs

Der folgende Kommentar bezieht sich auf den Konferenzbeitrag „Dokumentations- und Austauschräume: Der Einsatz von Blogs in der berufspraktischen Ausbildung von Lehrpersonen“ von Alexandra Totter und Thomas Hermann (PH Zürich) auf der #GMW14.
Ich finde, dass Blogs bzw. auch Tagebücher ein sehr gutes Instrument zur Reflexionsförderung in projektorientierten Lernsettings sind. Allerdings finde ich es auch interessant, das „Blogging“ teilweise in Lehrveranstaltungen eingesetzt wird und man sich dann wundert, dass nicht bzw. nicht mehr als gefordert kommentiert wird und man auf Widerstand stößt. Studierende werden zum Verfassen von x Beiträgen und x Kommentaren verpflichtet, teilweise, wie heute gehört werden sogar 4 Beiträge pro Woche erwartet. Dass eine derart forcierte Reflexion keine Freude macht, ist doch selbstverständlich. Ich denke auch es geht hier gar nicht wirklich um „Blogging“. Blogs sind öffentlich, selbstmotiviert und liefern den Lesern einen Mehrwert. Studentische Reflexionen hingegen dienen der Selbstbeobachtung, sie sind geschützt und für Kommilitonen meist nicht von Interesse. Als Online-Tagebücher machen sie dem Lerndenen bewusst und dem Lehrenden transparent, was gelernt wurde. Das ist ihr Zweck und den erfüllen sie gut. Reflexionsförderung ist das Stichwort, die so genannte personale Kompetenz, um es nach Erpenbeck & Heyse zu sagen. Für die soziale Kompetenz, den „Austausch“ gibt es geeignetere Orte, seinen das Online-Foren oder Räume am Campus und in der Stadt.

Vom Lech an den Neckar

Nachdem ich mittlerweile sehr gut in Tübingen angekommen bin und auch die neue Wohnung in Stuttgart einigermaßen steht, habe ich heute endlich ein wenig Ruhe, um auf die Veränderungen der letzten Mona­te zurückzublicken. Ich habe die Zeit in Augs­burg sehr genossen, seit Beginn meines Studiums waren das immerhin acht schöne Jahre in Bayrisch-Schwaben, wenn man meinen „Ausflug” nach England mal außen vor lässt. Aber wie das so ist, wenn manche Dinge sich zu sehr routinieren: man sucht nach neuen Herausforderungen und da kam mir die Stellenausschreibung aus Tübingen gerade recht.  Als „akklimatisierter Schwabe” ist die Sprach- und Kulturbarriere für meine bayrische Seele jetzt auch relativ leicht zu meistern, weshalb dem Zug gen Westen nichts entgegenstand.

Hier am Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen sehe ich die Chance, mich wieder verstärkt dem E-Learning zu widmen und mich über mein eigenes Forschungs- und Entwicklungsprojekt „e-teaching.org im Kontext sozialer Netzwerke” zu verwirklichen und auch dem Bereich Social Media wieder anzunähern. Die Lehre mit Non-Profit-Einrichtungen war für mich ein interessanter Exkurs in eine sozialpädagogisch angehauchte Medien­pädagogik, aber auch mehr als das: nach wie vor halte ich die praktische Relevanz von Lehre und auch den persönlichen Kontakt zwischen Lehrenden, Lernenden und gesellschaftlichen Gruppen außerhalb der Hochschule für zentral, ungeachtet aller Chancen der Digitalisierung. Zwar mache ich momentan keine Lehre (wer weiß was die Zukunft bringt), aber dem „Blended Learning” Ansatz – und der Universität Augsburg über mein Promotionsvorhaben – werde ich wohl verbunden bleiben. Ebenso wie dem FC Augsburg, der es dank Sky auch in mein neues Heim geschafft hat ;-).

Poster zur DGfE-Herbsttagung Medienpädagogik

Hier mein Posterbeitrag zum DoktorandInnen-Forum der DGfE-Sektion Medienpädagogik vergangene Woche. Es waren zwei schöne Tage in Köln, an denen ich viele neue Eindrucke gewonnen habe. Fragen, die sich in Bezug auf meine Diss auftaten, waren etwa, ob es ein Ziel ist Service Learning bildungstheoretisch an die Medienpädagogik anschlussfähig zu machen (Stichwort: Service-E-Learning)  oder ob ich es eher als zu beforschendes Anwendungsfeld sehe. Auch wurde angeregt zu reflektieren, welche besondere Bedeutung Service Learning im Katalog der vielen offenen Bildungsinitativen und Methoden zur Öffnung von Unterricht hat. Als Besonderheit sahen einige die Partizipation auf zwei Ebenen, also an Unterricht und an Gesellschaft.

Posterbeitrag zum DoktorandInnenforum der DGfE-Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik in Köln am 7.11.2013 Download


 

Warum eigentlich immer „Non-Profit“-Projekte?

Als ich mit Sandra Hofhues im September die Service Learning Methode bei der diesjährigen GMW-Tagung vorgestellt habe, kam bei den Nachfragen die Diskussion auf, warum man Service Learning denn nur mit gemeinnützigen Projektpartnern mache und mit welcher (pädagogischen?) Begründung. Der Punkt hat mich auch in meinen Diss-Vorbereitungen in letzter Zeit immer wieder eingeholt, weshalb ich ihm jetzt mal einen Eintrag widme.
Neben dem moralischen Argument, dass mit den Studierenden in solchen Projekten „Geld gemacht“ werde, was nicht notwendigerweise so sein muss, gibt es in meinen Augen einige pragmatische Argumente, die Zusammenarbeiten zwischen Uni und Non-Profit /Public -Sektor aus Lehrperspektive einfacher machen als mit der Wirtschaft. Eine Erfahrung die ich immer wieder mache ist, dass – neben der Motivation Mitstreiter und Nachwuchs für die eigenen Zwecke zu gewinnen – der Bildungsgedanke bei Non-Profits oft stark ausgeprägt ist, was dazu führt, dass meine NPO-Partner zu „Co-Dozenten“ werden, die ein Sendungsbewusstsein in Bezug auf die Themen der Organisation zeigen, sei das z.B. Aidsarbeit, Altenhilfe oder Medienbildung . Bei Projekten mit Unternehmen wäre meine Intuition, dass vor einem Engagement in Sachen (Aus-)bildung mehr gerechnet wird (Was kostet mich der Student?) und stärker selektiert wird (Welchen Studenten nehmen wir?). Die Teilnehmerauswahl wird, wenn es um ein individuelles Engagement in* der Organisation selber geht, wahrscheinlich nicht so sehr dem Lehrenden anvertraut, wie das bei unseren Non-Profit-Service Learning Projekten der Fall ist. Hier kann ich mangels Erfahrungen allerdings nur vermuten – es wenden sich selten Unternehmen an uns.
Was aber wenn ein Unternehmen offen für die Zusammenarbeit ist? Wenn es einen Studierenden im Service Learning aufnehmen und betreuen will und diesen nicht für das bloße „Alltagsgeschäft“ einsetzt? Ich hatte den Fall bisher einmal. Prinzipiell hat das schon funktioniert, auch wenn es in dem speziellen Fall so war, dass das Unternehmen (eine Agentur) dem Projekt bzw. dem Studierenden keine allzu hohe Priorität einräumte, was mit dazu führte, dass sich der Projektabschluss um ein ganzes Semester verzögerte. Muss ja aber nicht immer so sein. Für Non-Profit Einrichtungen haben die „Service Learner“ auch nicht zwingend die allerhöchste Priorität, trotzdem gibt es hier nach meinen Empfinden ein starkes (stärkeres?) Verantwortungsgefühl für die Betreuung und damit auch die Bildung der Beteiligten. Das wiederum entlastet mich als Dozenten, weil ich nicht das Gefühl bekomme, dass ich alle Studenten, die sich verteilt bei vielen Partnern engagieren zu jeder Zeit im Auge haben muss.
Ich glaube nicht, dass man mehr lernt, wenn der Partner „Non-Profit“ ist. Auch nicht in Bezug auf „bürgerschaftliche Kompetenzen“ oder ähnlich abstrakte überfachliche Lernziele. Engagement, Diversität und Multikulturalität findet man in Unternehmen wie in sozialen Einrichtungen. Trotzdem verdienen die oft sehr unterschiedlichen Ziele der Partner einer „offenen Hochschule“ mehr Aufmerksamkeit in Forschung und Lehre, auch weil der Gedanke nahe liegt, dass sie starken Einfluss auf die Lernumgebung haben.
* im Gegensatz zu Auftragsarbeiten, wo Projektpartner die Studierenden nur am Anfang und am Ende des Semesters kurz sehen.

Semesterabschluss Sommer 2013

Man kann sich unangenehmer Orte vorstellen, um ein Semester abzuschließen als ein Sterne-Hotel mit Alpenpanorama im idyllischen Füssen. Eine willkommene Abwechslung für alle, verglichen mit den stickigen Seminarräumen, in denen man sonst so lehrt und studiert. Wie es dazu kam? Neben den vielen kleinen studentischen Projekten, die wir in Zusammenarbeit mit Organisationen vor Ort (insb. die wieder die großen Träger wie Diakonie, Malteser und Caritas) bei der projektbasierten Lehre auch dieses Semester angestoßen haben (siehe hier), gab es im Rahmen meines Seminars „Öffentlichkeitsarbeit in Non-Profit Organisationen“ auch ein größeres Projekt. Als Partner stand diesmal die Initiative „Mehrgenerationenwohnhaus Füssen“ zur Verfügung, die jung und alt für ein gemeinsames Wohnprojekt zusammenbringen möchte und hierfür Unterstützer sucht.

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Soziale Medien für soziales Lernen?

Seit letzten Sommer arbeiten wir in der kompetenzorientierten Lehre verstärkt und gezielt mit größeren Non-Profit Organisationen in der Stadt Augsburg (Malteser, Caritas, Diakonisches Werk, etc.) zusammen und bemühen uns um möglichst viele sinnvolle und langfristige Projekte („Service Learning„). Damit hat sich der Fokus unserer Arbeit rückblickend etwas verschoben.
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