Das Missverständnis mit den Blogs

Der folgende Kommentar bezieht sich auf den Konferenzbeitrag „Dokumentations- und Austauschräume: Der Einsatz von Blogs in der berufspraktischen Ausbildung von Lehrpersonen“ von Alexandra Totter und Thomas Hermann (PH Zürich) auf der #GMW14.
Ich finde, dass Blogs bzw. auch Tagebücher ein sehr gutes Instrument zur Reflexionsförderung in projektorientierten Lernsettings sind. Allerdings finde ich es auch interessant, das „Blogging“ teilweise in Lehrveranstaltungen eingesetzt wird und man sich dann wundert, dass nicht bzw. nicht mehr als gefordert kommentiert wird und man auf Widerstand stößt. Studierende werden zum Verfassen von x Beiträgen und x Kommentaren verpflichtet, teilweise, wie heute gehört werden sogar 4 Beiträge pro Woche erwartet. Dass eine derart forcierte Reflexion keine Freude macht, ist doch selbstverständlich. Ich denke auch es geht hier gar nicht wirklich um „Blogging“. Blogs sind öffentlich, selbstmotiviert und liefern den Lesern einen Mehrwert. Studentische Reflexionen hingegen dienen der Selbstbeobachtung, sie sind geschützt und für Kommilitonen meist nicht von Interesse. Als Online-Tagebücher machen sie dem Lerndenen bewusst und dem Lehrenden transparent, was gelernt wurde. Das ist ihr Zweck und den erfüllen sie gut. Reflexionsförderung ist das Stichwort, die so genannte personale Kompetenz, um es nach Erpenbeck & Heyse zu sagen. Für die soziale Kompetenz, den „Austausch“ gibt es geeignetere Orte, seinen das Online-Foren oder Räume am Campus und in der Stadt.

Poster zur DGfE-Herbsttagung Medienpädagogik

Hier mein Posterbeitrag zum DoktorandInnen-Forum der DGfE-Sektion Medienpädagogik vergangene Woche. Es waren zwei schöne Tage in Köln, an denen ich viele neue Eindrucke gewonnen habe. Fragen, die sich in Bezug auf meine Diss auftaten, waren etwa, ob es ein Ziel ist Service Learning bildungstheoretisch an die Medienpädagogik anschlussfähig zu machen (Stichwort: Service-E-Learning)  oder ob ich es eher als zu beforschendes Anwendungsfeld sehe. Auch wurde angeregt zu reflektieren, welche besondere Bedeutung Service Learning im Katalog der vielen offenen Bildungsinitativen und Methoden zur Öffnung von Unterricht hat. Als Besonderheit sahen einige die Partizipation auf zwei Ebenen, also an Unterricht und an Gesellschaft.

Posterbeitrag zum DoktorandInnenforum der DGfE-Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik in Köln am 7.11.2013 Download


 

Warum eigentlich immer „Non-Profit“-Projekte?

Als ich mit Sandra Hofhues im September die Service Learning Methode bei der diesjährigen GMW-Tagung vorgestellt habe, kam bei den Nachfragen die Diskussion auf, warum man Service Learning denn nur mit gemeinnützigen Projektpartnern mache und mit welcher (pädagogischen?) Begründung. Der Punkt hat mich auch in meinen Diss-Vorbereitungen in letzter Zeit immer wieder eingeholt, weshalb ich ihm jetzt mal einen Eintrag widme.
Neben dem moralischen Argument, dass mit den Studierenden in solchen Projekten „Geld gemacht“ werde, was nicht notwendigerweise so sein muss, gibt es in meinen Augen einige pragmatische Argumente, die Zusammenarbeiten zwischen Uni und Non-Profit /Public -Sektor aus Lehrperspektive einfacher machen als mit der Wirtschaft. Eine Erfahrung die ich immer wieder mache ist, dass – neben der Motivation Mitstreiter und Nachwuchs für die eigenen Zwecke zu gewinnen – der Bildungsgedanke bei Non-Profits oft stark ausgeprägt ist, was dazu führt, dass meine NPO-Partner zu „Co-Dozenten“ werden, die ein Sendungsbewusstsein in Bezug auf die Themen der Organisation zeigen, sei das z.B. Aidsarbeit, Altenhilfe oder Medienbildung . Bei Projekten mit Unternehmen wäre meine Intuition, dass vor einem Engagement in Sachen (Aus-)bildung mehr gerechnet wird (Was kostet mich der Student?) und stärker selektiert wird (Welchen Studenten nehmen wir?). Die Teilnehmerauswahl wird, wenn es um ein individuelles Engagement in* der Organisation selber geht, wahrscheinlich nicht so sehr dem Lehrenden anvertraut, wie das bei unseren Non-Profit-Service Learning Projekten der Fall ist. Hier kann ich mangels Erfahrungen allerdings nur vermuten – es wenden sich selten Unternehmen an uns.
Was aber wenn ein Unternehmen offen für die Zusammenarbeit ist? Wenn es einen Studierenden im Service Learning aufnehmen und betreuen will und diesen nicht für das bloße „Alltagsgeschäft“ einsetzt? Ich hatte den Fall bisher einmal. Prinzipiell hat das schon funktioniert, auch wenn es in dem speziellen Fall so war, dass das Unternehmen (eine Agentur) dem Projekt bzw. dem Studierenden keine allzu hohe Priorität einräumte, was mit dazu führte, dass sich der Projektabschluss um ein ganzes Semester verzögerte. Muss ja aber nicht immer so sein. Für Non-Profit Einrichtungen haben die „Service Learner“ auch nicht zwingend die allerhöchste Priorität, trotzdem gibt es hier nach meinen Empfinden ein starkes (stärkeres?) Verantwortungsgefühl für die Betreuung und damit auch die Bildung der Beteiligten. Das wiederum entlastet mich als Dozenten, weil ich nicht das Gefühl bekomme, dass ich alle Studenten, die sich verteilt bei vielen Partnern engagieren zu jeder Zeit im Auge haben muss.
Ich glaube nicht, dass man mehr lernt, wenn der Partner „Non-Profit“ ist. Auch nicht in Bezug auf „bürgerschaftliche Kompetenzen“ oder ähnlich abstrakte überfachliche Lernziele. Engagement, Diversität und Multikulturalität findet man in Unternehmen wie in sozialen Einrichtungen. Trotzdem verdienen die oft sehr unterschiedlichen Ziele der Partner einer „offenen Hochschule“ mehr Aufmerksamkeit in Forschung und Lehre, auch weil der Gedanke nahe liegt, dass sie starken Einfluss auf die Lernumgebung haben.
* im Gegensatz zu Auftragsarbeiten, wo Projektpartner die Studierenden nur am Anfang und am Ende des Semesters kurz sehen.

Assessment 2.0 – Blogs als Prüfungsleistungen

Nachdem ich mich in meiner Bachelorarbeit letztes Jahr mit dem Einsatz von E-Portfolios als Prüfungsleistung an der Hochschule beschäftigt habe, stellt der folgende Beitrag jetzt Probleme beim Assessment mit Blogs vor. Er ist im Anschluss an ein Seminar in meinem Studiengang entstanden, in dem Weblogs für das Assessment genutzt wurden.
Der Beitrag kann hier heruntergeladen werden:

Assessing Blogging. Missverständnisse beim Einsatz von Blogs
in Seminaren an der Hochschule

Auf dem Weg zur Universität Hartz 4.0

Nein, es wurde keine neue Universität im schönen Harz gegründet. Der Titel sagt eher aus, dass ein Zusammenhang zwischen der Hochschule in Zeiten der Bologna-Reform und dem oft gescholtenen Hartz IV-Konzept besteht. Das behauptet zumindest ein Artikel in der heutigen SZ.
Da ich den Artikel – auch wenn stellenweise versucht wird zu differenzieren – für etwas einseitig halte, möchte ich eben meinen Senf dazu abgeben. Vorneweg, ich zähle mich weder zu den Bologna-Kritikern noch zu den Befürwortern. Ich seh das ganz pragmatisch. Als Bachelor-Student kenne ich nur die neue Studienstruktur, und ich muss sagen: So schlimm ist die gar nicht.
Natürlich nur wenn Bologna gut umgesetzt wurde. Ansonsten passiert das, was in der SZ folgendermaßen beschrieben wird:

„[…] Die im Bologna-Prozess eingeleitete Gegensteuerung gleicht in ihrem Geist auf verblüffende Weise den Hartz-IV-Reformen. Sie rechnet nämlich mit dem Schlimmsten und setzt mehr auf Zwang und Kontrolle als auf Anreize und Angebote. Die Hartz-IV-Maßnahmen mit dem berechtigten Impuls, Fördern mit Fordern zu verbinden, sind ähnlich abhängig von konkreter Umsetzung wie der Bologna-Prozess.“

Klar, wenn Stundenpläne vorgegeben werden, keine Wahlfreiheit herrscht und man fünf Tage die Woche from 9 to 5 in Vorlesungen sitzen muss, dann ist das „Zwang“. Und wenn Klausuren nur den Zweck haben Leute auszusieben und die Prüfungsformate nichts zum Lernen beitragen sondern nur stressen, dann ist das „Kontrolle“.
Doch das muss nicht zwangsweise und wegen Bologna so sein. Die Bologna-Reform möchte internationale Vergleichbarkeit schaffen, deshalb gibt es das Leistungspunkte-System. Das wechseln der Universität soll einfach werden, dadurch dass Leistungen vermerkt sind und problemlos anerkannt werden (sollten). Der „Kontroll-Gedanke“ spielt hier nur indirekt eine Rolle.
Generell halte ich den Ansatz, Leistungen auch durch Punkte zu „belohnen“, den Bologna im Kern verfolgt für richtig, denn so läuft es auch in der Wirtschaft. Wer viel leistet, verdient dabei in der Regel auch etwas. Und „praxis-taugliche“ Absolventen sind ja ein überall gefordertes Ziel des Studiums. Ich denke es liegt an den Studiengangs-Verantwortlichen sich kreative Konzepte zu überlegen und an der Verwaltung, dass diese Konzepte dann auch reibungslos umgesetzt werden können.
Denn es gibt die Möglichkeit innovativer Prüfungsformate (z.B Praxisseminare, Übungen, E-Portfolios) im Rahmen von Bologna. Und es gibt die Möglichkeit den Studenten gewisse Wahlfreiheiten zu lassen und ihnen nicht einen starren Stundenplan vorzusetzen.